Herkunft und heimatlicher Standort
Palmen entstammen, entgegen einer weitverbreiteten Meinung, nicht ausschliesslich dem
Tropengürtel unseres Planeten. Ihre
natürliche Verbreitung reicht auf beiden Hemisphären bis zum 44.Breitengrad. Neben der Entfernung zum
Äquator spielt auch die
Elevation der natürlichen Verbreitung eine bedeutende Rolle. Je höher über Meer eine Pflanze natürlich wächst, um so kälteren Temperaturen vermag sie zu trotzen.
Situation in West- und Zentraleuropa sowie in der Schweiz
Das
Golfstromsystem versorgt die west- und nordeuropäischen Küsten mit einem - gemessen am Breitengrad -
ausgesprochen milden Klima. Je weiter man sich von den Küsten entfernt, umso schwächer wird der Einfluss aus Westen und das
Kontinentalklima gewinnt zunehmend an Bedeutung.
Zusammen mit den Eigenschaften des lokalen Mikroklima lässt sich der Schluss ziehen, dass einige der kälteverträglichsten Palmen auch bei uns auf der Alpennordseite erfolgreich ausgepflanzt werden können.
Die Vorteile, wie deutlich kräftigeres Wachstum sowie ein massiv reduzierter Pflegeaufwand (Giessen), veranlassen etliche Palmenliebhaber dazu, diese Möglichkeit ernsthaft zu prüfen.
Eignung und Individualität der einzelnen Palmen
Grundsätzlich gilt, dass eine Palme schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben sollte, bevor man sie den Elementen überlässt. Zeigt sich erst einmal eine Handbreit Stamm, ist der Moment gekommen.
Die überall in der Literatur und auch in Fachkreisen gemachten Angaben betreffend der Temperaturen sind - aus einer Reihe von Gründen - mit Vorsicht zu geniessen:
- Heisst es bei einer Palme beispielsweise bis -15°C, ist damit häufig gemeint, dass es dann vorbei ist mit dem guten Stück (und nicht etwa erst ab dieser Temperatur treten Schäden auf; das ist nämlich viel früher der Fall!)
- -10°C für 1 Stunde ist überhaupt nicht dasselbe wie -10°C für 48 Stunden!
- Neben der verwendeten Palmenart spielen weitere Faktoren eine wichtige Rolle:
- wie lange ist die Pflanze schon an das entsprechende Mikroklima gewöhnt?
- wurde die Palme fachgerecht in ein hochwertiges Substrat gepflanzt?
- zu welcher Jahreszeit wurde sie gesetzt?
- kann überschüssiges Wasser wirklich frei und ungehindert abfliessen?
- wie vital war/ist Ihre Palme?
- Welcher Thermometer stimmt denn nun?
Pflanzungsstandort - Mikroklima
Entscheiden Sie sich für die Auspflanzung einer Palme, muss dem künftigen Standort grösste Beachtung geschenkt werden! Der mit Abstand grösste Feind einer ausgepflanzten Palme ist die
Bise. Vor dieser markdurchdringenden Kälte muss die Pflanze zuverlässig geschützt werden (siehe auch
Bedeutung des Windchill-Faktor).
Weiter ist es von Bedeutung, dass der Standort im Winterhalbjahr in den Genuss von wärmenden Sonnenstrahlen kommt. Dass heisst, selbst die flach über den Horizont steigende Sonne vermag ihre Energie an die Palme abzugeben. So hilft sie, die Pflanze bei Kältephasen über den Tag wieder etwas 'aufzuwärmen'.
Doch VORSICHT: Bei immergrünen Pflanzen besteht in extremen Kältephasen die Gefahr von Austrocknung auf Grund der nicht zu unterschätzenden Einflüsse der sogenannten Wintersonne!
Zusätzlich muss den sogenannten Inversionswetterlagen Beachtung geschenkt werden. Bei Kältephasen staut sich die kalte Luft am Talboden, während die warmen Luftschichten darüber liegen. Hanglagen sind grundsätzlich von einem milderen Mikroklima begünstigt, können jedoch auch sogenannte Kältefallen aufweisen (beispielsweise staut sich die Kaltluft zwischen Hang und Haus).
Ideal ist somit eine sonnige Süd- oder Südwestlage mit einem zuverlässigen Windschutz gegen Norden und Nordosten. Vorteilhaft vor einem Haus, einer Mauer, einem Wall, einer dichten Hecke oder einem Wald. Je näher ans Haus gepflanzt wird, um so mehr Abwärme beeinflusst das Mikroklima vorteilhaft!
Pflanzungszeitpunkt
Um der Palme eine möglichst lange Einwachs- und Angewöhnungszeit am neuen Standort zu gewähren, wird sie mit Vorteil im Frühjahr (ab April) ausgepflanzt.
Setzt man seine Palme erst im Juli oder August, muss zumindest im ersten Winter ein zuverlässiger Winterschutz vorhanden sein, um die noch nicht allzutief eingewachsene Pflanze vor ernsthaften Frostschäden zu bewahren.
Fachgerechtes Auspflanzen
- Ausheben der Pflanzgrube. Damit der ungehinderte Wasserablauf sicher gestellt werden kann, wird ein Pflanzloch von ca.1 Meter Tiefe gegraben. Der Durchmesser beträgt idealerweise Ballen- oder Topfdurchmesser plus 50% (z.B.Ballen 80 cm Durchmesser -> Pflanzloch 120 cm Durchmesser).
Entsorgen des ausgehobenen Materials.
Wichtig: Handelt es sich um einen extrem schweren oder ausserordentlich stark verdichteten Boden, lohnt es sich, diese Massangaben grosszügig aufzurunden.
Alarmglocken sollten bei Ihnen losgehen, wenn sich das Pflanzloch mit Wasser füllt, welches dann nicht abfliessen kann.
- Nun wird eine Drainageschicht eingebaut, indem der Boden des Pflanzloches mit 20-25 cm Geröll oder Lecca (Blähton) befüllt wird.
- Um die Drainageschicht langfristig sauber und funktional halten zu können, wird nun ein Geotextil (Flies) ausgebreitet (Drainage einpacken).
- Jetzt wird ein hochwertiges Pflanzsubstrat mit einem hohen mineralischen Anteil eingefüllt.
- Nun wird die Palme in das Pflanzloch gesetzt und zwar so, dass die alte Erdoberfläche ca.10-20 cm höher zu liegen kommt, als der gewachsene Boden. Dies ist ganz wichtig und trägt einerseits dem Umstand Rechnung, dass die frisch eingefüllte Erde unter dem Ballen noch etwas nachgeben wird und sich der Ballen somit also noch etwas senkt. Andererseits wollen wir auf jeden Fall verhindern, dass sich Wasser (z.B.Regen- oder Hangwasser) um den Stamm herum sammelt und die Palme so vernässt. Deshalb zahlt es sich aus, die Pflanze tendenziell eher etwas höher zu setzen.
- Anschliessend werden die verbleibenden Räume um den Ballen herum locker mit Erde befüllt (noch einmal: es lohnt sich nicht, bei der Erde zu sparen! Leisten Sie sich hochwertige Sackerde mit einem hohen mineralischen Anteil).
WICHTIG: Die eingefüllte Erde nicht mechanisch verdichten (anstampfen oder ähnlich)!
- Nach Abschluss der Setzarbeiten mit sehr viel Wasser gründlichstens 'einschwemmen'. Das Ziel ist, sämtliche Lufttaschen aus dem Wurzelbereich wegzuwässern und durch drücken und stossen am Stamm, die Pflanze in einen hervorragenden Kontakt zum neuen Substrat zu bringen.
Erde nachfüllen wo notwendig und weiter wässern, bis sich keine Senkungen mehr zeigen und aus dem Wurzelbereich keine Luftblasen mehr aufsteigen.
- Kontrollieren, dass sich die Oberseite des alten Ballens nicht unter das Niveau des gewachsenen Bodens abgesenkt hat!
- Kontrollieren, dass der Stamm nicht eingegraben worden ist.
- Sicherstellen, dass sämtliche durch das Einschwemmen abgerutschten Erdmengen wieder nachgefüllt worden sind.
- Je nach Grösse und Standort der Pflanze muss diese gepfählt oder mit Drahtseilen abgespannt werden, damit sie ungestört und ohne Wurfrisiko an- und einwachsen kann.
Abhärten
Ganz wichtig, und häufig aus einer guten Absicht falsch gemacht, ist die Phase der Abhärtung. Wer seine Pflanze bei den ersten Frostankündigungen einpackt und zu schützen versucht, erreicht damit, dass die natürliche Frostresistenz der Palme geschwächt wird. Um die Pflanze auf den Winter vorzubereiten, soll sie sich kräftig abhärten. Erst beim Eintreten massiver Kältephasen (Nächte unter -8°C und auch tagsüber unter 0°C), empfiehlt sich das Anbringen eines Winterschutzes. Häufig ist dies im Schweizer Mittelland erst ab Dezember notwendig, in milden Wintern sogar erst im Januar.
Zum Thema Abhärtung gehört auch der Zeitpunkt der letzten Düngung. Werden nämlich allzuspät (d.h.September und später) noch stickstoffhaltige Düngemittel verabreicht, werden der Pflanze Wachstumsimpulse geboten, anstatt dass sie sich - dem Lauf der Jahreszeiten entsprechend - auf die kommenden Kältemonate vorbereiten und entsprechend 'aushärten' kann.
Wie über den Winter - Winterschutz
Ist die Pflanze korrekt gepflanzt worden und somit gut angewachsen, hat zudem einige Fröste erfahren und sich gut abgehärtet, kann für die kältesten -
permafrostgefährdeten Monate ein Winterschutz angebracht werden.
Hierbei ist dem Wurzelbereich grösste Beachtung zu schenken. Eine grosszügige Mulchschicht (minimum 20 cm hoch) aus Tannenästen, Stroh, o.ä., in einem guten Meter Umkreis vom Stamm, isoliert den Boden zuverlässig und schützt die Wurzeln vor dem Einfrieren.
Einpacken
Das Herz der Palme (der eigentliche Wachstumspunkt) wird sorgfältig mit Holzwolle umwickelt und abgedeckt. Hierzu arrangieren Sie Holzwolle rund um und zwischen die neuen Blatttriebe. Ist dies geschehen, binden Sie mit kräftiger Schnur oder einem Seil die jeweils gegenüber stehenden Blätter leicht zusammen, so dass sich die Holzwolle um das Herz der Pflanze schliesst. Auf diese Weise wird verhindert, dass Wasser oder Eisregen in das Herz der Palme gelangt. Nun kann der Stamm mit den untersten Blättern mit Jutesäcken locker umwickelt werden, so dass noch genügend Raum für die Luftzirkulation belassen wird (=optimale Isolation).
Minigewächshaus
Die zweifelsohne zuverlässigste Technik (auch für den Fall eines Jahrhundertwinters) besteht im Bau eines 'Minigewächshauses'. Dabei wird aus Doppel-Dachlatten und Plastik (z.B.Noppen- oder Luftpolsterfolie) eine Zone kreiert, wo sich die Pflanze von Niederschlägen (Regen, Schnee, Graupel, etc.) und Winden (Bise) geschützt, durch die Wintermonate 'wartet'. Bei Bedarf kann dieses Häuschen sogar frostfrei gehalten werden, indem man es beheizt.
Die in aller Regel nicht 'lebensbedrohlichen' auf jeden Fall jedoch das ästhetische Empfinden verletzenden Schneedruckschäden lassen sich so natürlich ebenfalls vermeiden.
GANZ WICHTIG: Beim Bau und der Verwendung eines 'Minigewächshauses' ist der ausreichenden Belüftung grösste Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Das Innere einer solchen Konstruktion heizt sich bei den ersten Sonnenstrahlen derart kräftig auf, dass sofort Kondenswasser entsteht und falls weder Wärme noch Feuchte einen guten Weg ins Freie finden, werden sich mit grosser Wahrscheinlichkeit fatale Schäden an der zu schützenden Pflanze einstellen!
Wertvolle Tipps und Tricks für Kübelpflanzen
- Pflanzen unter ein Vordach ziehen.
- Standort an einer Süd- oder Südwestmauer.
- Topf beheizen wenn es gar kalt wird oder wenn das Thermometer über einen längeren Zeitraum hinweg nie mehr über 0°C klettert.
- Verwendung eines Heizkabels welches um den Stamm gewickelt und über einen Thermostaten gesteuert wird.
Winterschäden
Bei den durch Frosteinwirkung entstandenen Winterschäden werden drei Stufen unterschieden:
- Kälteschäden ersten Grades manifestieren sich durch beschädigte Blattspitzen. Mit solcherlei Beeinträchtigung lässt es sich jedoch gut umgehen, erfreut die Pflanze doch innert kürzester Zeit wieder mit kräftigen, neuen Austrieben.
- Von Schäden zweiten Grades sprechen wir, wenn ganze Blätter erfroren sind, die Wurzeln und speziell der Wachstumspunkt (die neuen Blätter im Herzen) jedoch unversehrt geblieben sind. Eine dermassen betroffene Palme treibt im Frühjahr wieder aus, allerdings ist die Pflanze für etliche Monate nicht sehr ansehnlich.
- Als Schäden dritten Grades gelten, wenn sämtliche oberirdischen Teile der Palme für immer geschädigt sind. Eine dermassen erfrorene Palme kann jedoch ebenfalls wieder austreiben. Es lohnt sich also, sie nicht voreilig aufzugeben und auszureissen.
Zusammenfassung
- Überschätzen Sie die Frostresistenz Ihrer Palme nicht.
- Der 'richtigen' Standortwahl kommt zweifelsfrei matchentscheidende Bedeutung zu.
- Das fachgerechte Pflanzen in einem gut drainierenden Qualitätssubstrat ist Bedingung.
- Zu spätes Auspflanzen erschwert das Überleben im ersten Winter.
- Keine Stickstoff-Dünger-Gaben mehr wenn die Palme im Herbst aushärten will und soll.
- Ein zu früh angebrachter Winterschutz schwächt die Kälteverträglichkeit. Härten Sie die Palme ab!
- Für die 60 bis 100 kältesten Tage im Jahr empfiehlt sich primär ein gründlicher Wurzelschutz.
- Wollen Sie Ihre Pflanze auch in strengen Jahren oder in einem weniger vorteilhaften Mikroklima vollkommen unversehrt über den Winter bringen, empfiehlt sich die Errichtung eines schützenden 'Minigewächshauses'.
- Lassen Sie Ihre Palme auch im Winter nicht verdursten!
Fazit
Ausgepflanzte Palmen werden auf der Alpennordseite nur am begünstigten Standort wirklich problemlos gedeihen und Freude bereiten. Das kann an milden Hanglagen mit Süd- oder Südwest-Exposition, in Gewässernähe oder im innerstädtischen Bereich der Fall sein. Um die hässlichen Folgen von Schneedruckschäden zu vermeiden, ist ein Schutz vor Schnee empfehlenswert.
Damit auch länger andauernde Permafrost-Phasen einigermassen schadlos überstanden werden, sind auf unseren Breitengraden in aller Regel Schutzmassnahmen notwendig.
Man sollte sich fairerweise immer vor Augen halten, dass ja nicht nur das reine Überleben einer Pflanze zählt, sondern auch noch in was für einem Zustand sich eine liebgewonnene Pflanze im Frühjahr jeweils präsentiert!
Hat eine Palme den letzten Winter nämlich nur mit Ach und Krach durchgestanden, wird sich das auf jeden Fall in ihrer Vitalität und Wüchsigkeit niederschlagen (sie wird deutlich langsamer wachsen). Zudem wird sie fast den ganzen Sommer über aussehen, als hätte sie den Winter im Freien verbracht (!) und wird zu guter Letzt im darauf folgenden Winter eine reduzierte Überlebenschance haben.
Seien und bleiben Sie sich bewusst: Nur eine Palme welche problemlos überlebt und so zu ihrer wahren Schönheit und Eleganz auflebt, macht wirklich Freude. Dies hängt - wie vorstehend ausführlich beschrieben - zum grössten Teil vom 'richtigen' Standort ab. Überlegen Sie sich also gut, bevor Sie allzu sorglos eine Pflanze und Ihre Investition riskieren.
Nicht zuletzt aus diesem Grund drängt sich die Überlegung auf, ob man nicht besser regelmässig die artgerechte Überwinterung seiner wertvollen Palmen ins Auge fasst und sich dafür vom Moment der Aufstellung im zeitigen Frühjahr bis weit in den Herbst hinein an einer makellosen, wüchsigen und vitalen Pflanze erfreuen kann!
Sie als Palmenliebhaber treffen diese Entscheidungen! Von uns sollen Sie alle relevanten Fakten geliefert erhalten, so dass Sie sich dabei so wohl fühlen wie Ihre Palme!
Ihr Feedback
In diesem Sinne bedanken wir uns für Ihre Aufmerksamkeit. Die vorstehenden Informationen stammen aus einer mittlerweile 15-jährigen Praxiserfahrung und zahlreichen Feedbacks von treuen Palm-Shop Kunden. Zögern Sie nicht und treten Sie mit uns in einen Dialog. Ihre Meinungen, Ansichten und Erfahrungen interessieren uns sehr.